Nach der Wahl: Bad Homburgs künftiger Oberbürgermeister Michael Korwisi (Grüne)
"Um die Stadtplanung will ich mich persönlich kümmern"
Die Mehrheit bei der Direktwahl hat Michael Korwisi schon errungen, jetzt will er auch in der Stadtverordnetenversammlung für seine Ideen werben.


FRAGE: Herr Korwisi, wie war die Nacht?



ANTWORT: Ich habe bis 2 Uhr mit meinen Freunden und Unterstützern gefeiert und dann wunderbar geschlafen. Traumlos. Der Traum ist ja schon vorher wahr geworden.

FRAGE: Vor der Wahl haben Sie gesagt, nach dem Amtsantritt am 18. September wollten Sie sich zuerst um die Wiedereinführung des Flughafenbusses bemühen.

ANTWORT: Das ist für die Stadt und damit für mich ein ganz wichtiges Projekt. Mehr als 500 Menschen leben in Bad Homburg und arbeiten am Flughafen. Für die wäre es eine unglaubliche Erleichterung, wenn sie nicht über den Frankfurter Hauptbahnhof fahren müssten. Er ist auch wichtig für das Beherbergungsgewerbe und den Wirtschaftsstandort Bad Homburg. Den Firmensitz in Bad Homburg muss man schnell vom Flughafen aus erreichen. Ob das schon zum Jahresende klappt, weiß ich nicht. Es sind ja nur knapp drei Monate bis zum Fahrplanwechsel.

FRAGE: Als weiteren Punkt hatten Sie eine neue Vier-Feld-Sporthalle im Stadtteil Ober-Eschbach genannt. Die Stadtverordnetenmehrheit hat sich gerade für eine andere Variante entschieden.

ANTWORT: Jetzt ist erst einmal eine Ausschreibung nötig, und vor September wird es sicher nicht zu einem Spatenstich kommen. Ich halte die Lösung in Form eines Anbaus an die Albin-Göhring-Halle nach wie vor für schlecht. Sie ist mit heißer Nadel gestrickt. Wenn aber die Stadtverordnetenversammlung darauf beharrt, muss es der Oberbürgermeister umsetzen. Den Beschluss für einen Neubau an anderer Stelle gibt es aber auch noch, er ist nicht aufgehoben. Da muss die Politik sich erklären.

FRAGE: Wie wollen Sie sich künftig gegen die schwarz-gelbe Mehrheit durchsetzen? Indem Sie alle Beschlüsse beanstanden?

ANTWORT: Die Zauberworte heißen Kommunikation, Information und Transparenz. Alle Fraktionen, speziell aber die CDU, werden sich wundern, wie transparent, informativ und kommunikativ meine Arbeit sein wird.

FRAGE: Wollen Sie die Mehrheit unter Zugzwang setzen, indem Sie den Bürgern erklären, woran die Koalition Sie hindert?

ANTWORT: Nein. Natürlich werde ich mehr mit den Bürgern sprechen. Und natürlich auch den Fraktionen gegenüber will ich Gründe für Entscheidungen darlegen. Mit einem anderen Ergebnis aus der Fraktion herauszukommen, als man hineingegangen ist: Das sind die Damen und Herren der CDU-Fraktion nicht gewohnt.

FRAGE: Als direkt gewählter Oberbürgermeister können Sie über die Aufgabenverteilung im Magistrat bestimmen. Haben Sie schon eine Vorstellung?

ANTWORT: Nein, außer dass ich gesagt habe, ich möchte gerne ehrenamtliche Stadträte einbinden. Wer das sein wird, weiß ich noch nicht. Solange es keinen Bürgermeister gibt, muss die Arbeit auch auf die Schultern Ehrenamtlicher übertragen werden.

FRAGE: Sie würden es also nicht als Affront betrachten, wenn die CDU jetzt relativ schnell einen Bürgermeister wählte?

ANTWORT: Ich würde es sogar begrüßen, wenn ein Bürgermeister gewählt wird. Wer den wählt, weiß man ja in Bad Homburg nie. Aber ich bin ziemlich sicher, dass dies noch in diesem Jahr der Fall sein wird. Ob das tatsächlich ein Kandidat der CDU sein wird, kann ich nicht voraussagen.

FRAGE: Eine Ihrer ersten Aufgaben wird es im September sein, einen Haushalt einzubringen.

ANTWORT: Die Kämmerei ist ein sehr wichtiges Dezernat. Das habe ich als hauptamtlicher Stadtrat zu spüren bekommen. Deshalb denke ich schon, dass ich mir als Oberbürgermeister die Finanzen vorbehalten werde. Die Stadtplanung ist ein weiteres Dezernat, um das ich mich persönlich kümmern will.

FRAGE: Das stünde also nicht in der Ausschreibung für einen Bürgermeister?

ANTWORT: Ich kann nur Vorschläge unterbreiten. Die Stadtverordneten haben das letzte Wort und sollen wissen, wer gebraucht wird.

FRAGE: Die Region kam im Wahlkampf wenig zur Sprache. Dort hat sich die Stadt über die Oberbürgermeisterin vor allem auf dem Gebiet der Kultur profiliert.

ANTWORT: Das wäre durchaus etwas für einen Kulturdezernenten. Obwohl es bei dem hohen Stellenwert Bad Homburgs auf diesem Gebiet angemessen sein kann, wenn die Stadt durch den Oberbürgermeister vertreten wird.

FRAGE: Was ist mit der Kinderbetreuung?

ANTWORT: Auch das Soziale ist ein Gebiet für Spezialisten. Ein Bürgermeister als Kultur- und Sozialdezernent - das könnte der Idealfall sein.

FRAGE: Was wird grün sein am neuen Oberbürgermeister?

ANTWORT: Wir werden in der Baupolitik wesentlich mehr auf ökologische Standards achten. Wir werden Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser bauen und die Wärmedämmung der städtischen Gebäude vorantreiben. Außerdem soll Bad Homburg nicht mehr Schlusslicht bei der Nutzung der Solarenergie sein. Mir schwebt da ein städtisches Förderprogramm vor. Wir werden ganz sicher auch den Naturschutz im Kirdorfer Feld, am Platzenberg oder für die Landschaften um Ober-Erlenbach und Ober-Eschbach verstärken.

FRAGE: Wie sieht es mit dem Bornberg in Gonzenheim aus?

ANTWORT: Der wird auch mit einem Oberbürgermeister Korwisi bebaut werden. Die Stadtverordnetenversammlung hat inzwischen den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst. Daran werde ich mich halten.

Die Fragen stellte Bernhard Biener.


Text: F.A.Z., 12.05.2009, Nr. 109 / Seite 45